Ein sensibles Thema:

Fehlgeburten – häufiger als Du denkst

Die Zeit der Schwangerschaft ist erfüllt von Träumen, Hoffnungen und der freudigen Erwartung auf das neue Familienmitglied. Doch manchmal nimmt die Reise eine unerwartete Wendung durch eine Fehlgeburt, ein Ereignis, das eine ganze Flut von Emotionen wie Trauer, Verlustgefühle, Wut, Enttäuschung und tiefe Unsicherheit mit sich bringt. Jede, die eine Fehlgeburt durchmacht, erlebt diese auf ihre ganz persönliche Weise, begleitet von einem breiten Spektrum an Gefühlen, die alle ihre Berechtigung haben. Besonders in der Frühphase einer Schwangerschaft sind Fehlgeburten nicht selten und ereignen sich manchmal, bevor überhaupt die Gewissheit einer Schwangerschaft besteht.

Wie häufig ist eine Fehlgeburt?

Unser Anliegen ist es, Dir sachkundige Einblicke in das Thema Fehlgeburt zu bieten, ohne unnötige Sorgen oder Ängste zu wecken. Wir möchten aufklären und informieren, denn dieses Thema betrifft weitaus mehr Frauen und Paare, als allgemein bekannt ist. Aufgeklärt zu sein, kann dabei helfen, mit der Situation besser umzugehen und unterstützende Reaktionen aus dem sozialen Umfeld zu fördern. 

Auch wenn Du aktuell vielleicht schwanger und gleichzeitig besorgt bist und bestimmte Anzeichen bemerkst oder insbesondere plötzlich bestimmte Schwangerschaftsanzeichen nicht mehr bemerkst, ist eine Fehlgeburt nicht zwangsläufig der Grund.

Die Zahl der Fehlgeburten liegt höher als vielfach angenommen.

Wenn Du eine Fehlgeburt hattest oder gerade eine Fehlgeburt hast, ist es wichtig zu wissen, dass Du damit auch nicht allein bist.

Viele andere Frauen und Paare machen ähnliche Erfahrungen, teilen vergleichbare Emotionen und stehen oder standen vor ähnlichen Herausforderungen. Wir möchten Dir helfen, verschiedene Bezeichnungen von Fehlgeburten zu verstehen, mögliche nächste Schritte aufzeigen, bekannte Risikofaktoren für eine Fehlgeburt nennen und Dir Unterstützung während dieser emotional herausfordernden Zeit bieten.

Der medizinische Fachbegriff für eine Fehlgeburt lautet „Abort“.
Einige Ärztinnen und Ärzte bevorzugen diesen Ausdruck, um den Begriff „Fehlgeburt“ zu vermeiden, der fälschlicherweise den Eindruck eines Fehlers oder Versäumnisses der Mutter erwecken könnte, was ganz unbegründet zu Schuldgefühlen führen kann.

Diese Phase kann mit schwierigen Entscheidungen verbunden sein. Unser Ziel ist es, Dir medizinisch überprüfte Fakten zur Verfügung zu stellen, damit Du eine gut informierte Entscheidung treffen kannst. Die nachfolgenden Informationen dienen nicht als Ersatz für eine persönliche medizinische Beratung, sie können ärztliche Gespräche nur begleiten. 

Zeitpunkte und verschiedene
Definitionen von Fehlgeburten

Der Verlust eines Kindes kann zu jedem Zeitpunkt einer Schwangerschaft geschehen. Zu Fehlgeburten kommt es größtenteils innerhalb der ersten drei Schwangerschaftsmonate. Mit zunehmender Wochenanzahl in der Schwangerschaft nimmt dieses Risiko stetig ab.

  • Biochemische Schwangerschaft
    In einem sehr frühen Stadium der Schwangerschaft, spricht man auch von einer biochemischen Schwangerschaft. Die Entwicklung des Embryos hat hier, etwa schon bevor Du vielleicht Deine Schwangerschaft richtig bemerkt hast, aufgehört. Oft hast Du hier eine etwas stärkere Blutung, die Du oftmals auch wie eine starke Menstruationsblutung wahrgenommen wird.
  • Drohende Fehlgeburt
    Von einer drohenden Fehlgeburt oder einem drohenden Abort („abortus imminens“) wird Deine Ärztin oder Dein Arzt sprechen, wenn Du noch vor der 20. Schwangerschaftswoche bist und bei einer bestätigten und intakten Schwangerschaft (Herzaktivitäten und Bewegungen des Ungeborenen sind vorhanden) eine vaginale Blutung hast. Die Diagnose einer drohenden Fehlgeburt heißt aber nicht, dass Du auch eine Fehlgeburt haben wirst – das kann passieren, muss aber nicht.
  • Frühe Fehlgeburt – Frühabort
    Eine frühe Fehlgeburt tritt in den ersten 12 Wochen der Schwangerschaft auf. In den ersten drei Monaten einer Schwangerschaft ist das Risiko einer Fehlgeburt besonders hoch. Das Risiko nimmt mit Zunahme der Schwangerschaftswochen ab.
  • Verhaltene Fehlgeburt – „missed abortion“
    Bei einer verzögerten Fehlgeburt, eine sogenannte „missed abortion“ oder verhaltene Fehlgeburt, ist die Fruchthöhle und/oder der Fötus noch in der Gebärmutter, es gibt aber kein Lebenszeichen mehr, also sind die Herzbewegungen nicht zu erkennen. Es gibt also keine äußerlichen Anzeichen, wie etwa eine vaginale Blutung. Diese verhaltene Fehlgeburt wird durch einen Ultraschall festgestellt.
  • Wiederkehrende Fehlgeburten – Habitueller Abort
    Ein habitueller Abort sind mehrere Fehlgeburten hintereinander. Nach drei Fehlgeburten wird Deine Frauenärztin oder Dein Frauenarzt weitere Untersuchungen veranlassen oder Dich etwa für eine weitere Diagnostik zu einer Kinderwunschklinik überweisen.
  • Späte Fehlgeburt – Spätabort
    Tritt eine Fehlgeburt zwischen der etwa 16. und der 22. bis 24. Schwangerschaftswoche auf, spricht man auch von einem Spätabort. 
  • Unterscheidung Fehlgeburt und Totgeburt
    Wenn ein Kind tot geboren wird oder während der Geburt verstirbt oder ein Gewicht von 500 Gramm oder mehr hat (meist ab der 22. oder 24. Schwangerschaftswoche) spricht man von einer Totgeburt. Wenn das Kind tot geboren wird und ein Gewicht von weniger als 500 Gramm hat, spricht man von einer Fehlgeburt.  

Wie kommt es zu einer Fehlgeburt?

Fehlgeburten sind leider keine Seltenheit und betreffen viele Frauen. Es wird geschätzt, dass etwa 10 bis 20 Prozent der bestätigten Schwangerschaften in einer Fehlgeburt enden. Die tatsächliche Rate könnte sogar höher sein, da einige Fehlgeburten sehr früh in der Schwangerschaft auftreten und möglicherweise unbemerkt bleiben. Fehlgeburten werden derzeit statistisch in Deutschland nicht erfasst, daher können wir nur Schätzungen nennen. 

Wichtig für dich zu wissen ist:

Du hast in der Regel keine Schuld an einer Fehlgeburt. 

Eine Fehlgeburt kann nur in Ausnahmefällen auf ein bestimmtes
Verhalten oder eine bestimmte Handlung zurückgeführt werden. Schon die Einnistung einer befruchteten Eizelle in der Gebärmutter ist eine sensible Phase der Schwangerschaft. 

Es benötigt optimale Voraussetzungen: Sowohl Zeitpunkt der Einnistung als auch Zustand der Gebärmutterschleimhaut. 

Häufig sind auch chromosomale Anomalien die Ursache für Fehlgeburten. Diese treten auf, wenn sich während der Entwicklung des Embryos genetische Veränderungen ereignen oder aber bereits vorliegen.

Etwa 50 bis 60 Prozent der Fehlgeburten sind spontane, genetische Keimbahnmutationen, die man nicht beeinflussen kann oder konnte.

Das passiert besonders häufig in den ersten 12 Wochen. Obwohl die meisten Fehlgeburten damit nicht vermeidbar sind, gibt es bestimmte Risikofaktoren, die das Risiko einer Fehlgeburt deutlich erhöhen können – dazu gehören Tabak- und Alkoholkonsum.

Mögliche Ursachen für eine Fehlgeburt

  • Genetische Faktoren und chromosomale Anomalien
    (z.B. Gerinnungsstörung)
  • Hormonelle Ungleichgewichte
    (z.B. Gelbkörperschwäche)
  • Anatomische Probleme oder strukturelle Defekte
    (z.B. Verwachsungen in der Gebärmutter)
  • Medizinische Vorerkrankungen
    (z. B. Diabetes oder Schilddrüsenerkrankungen)
  • Externe Faktoren
    (z. B. Infektionen wie Röteln oder COVID)
  • Konsum von Substanzen wie Alkohol, Tabak oder Kokain
  • Spontane, genetische Keimbahnmutation,
    die einen schweren Defekt zur Folge hatte
  • Eine Rhesus-Unverträglichkeit
  • Schwere Verletzungen – etwa ein Unfall oder große
    Gewalteinwirkung von außen

Das Vorhandensein einer oder mehrerer dieser Risikofaktoren führt nicht zwangsläufig zu einer Fehlgeburt. Viele Frauen mit Risikofaktoren haben auch intakte Schwangerschaften und ein gesundes Kind geboren.

Wenn du Bedenken bezüglich Deines individuellen Risikos oder Fragen zu möglichen Risikofaktoren hast, empfehlen wir Dir, Dich mit Deiner Frauenärztin oder Deinem Frauenarzt in Verbindung zu setzen. Eine gründliche medizinische Untersuchung und Beratung können helfen, mögliche Risikofaktoren schon bei Kinderwunsch zu identifizieren und geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um Dich in Deiner Schwangerschaft bestmöglich zu begleiten.

Was können die Symptome und Anzeichen einer Fehlgeburt sein?

Es gibt keine hundertprozentigen Aussagen zu sicheren und unsicheren Symptomen für eine Fehlgeburt. Generell gilt aber immer, wenn Du Dich nicht wohl fühlst oder Dir unsicher bist, sprich mit Deiner Frauenärztin oder Deinem Frauenarzt darüber.

In jedem Fall solltest Du einen Termin
in der gynäkologischen Praxis vereinbaren,
wenn Du folgende Symptome hast:

  • Hellrotes oder dunkelrotes Blut
  • Starke, menstruationsartige Schmerzen und Krämpfe
  • Ausscheiden von Gewebefetzen und/oder Koagel (geronnenes Blut in Klumpen)
  • Plötzliches Verschwinden von Schwangerschaftssymptomen

Nicht alle Blutungen während der Schwangerschaft deuten auf eine Fehlgeburt hin. Etwa die Hälfte aller Schwangerschaften verlaufen danach normal weiter. Sehr häufig kommen in der Schwangerschaft auch Kontaktblutungen vor, etwa nach dem Geschlechtsverkehr. In der Schwangerschaft sind Deine Schleimhäute besser durchblutet und empfindlicher als sonst. Deine Frauenärztin oder Dein Frauenarzt können überprüfen, ob mit Deinem Ungeborenen alles in Ordnung ist. 

Solltest Du aber sehr starke Blutungen oder Krämpfe bekommen, kannst Du auch sofort in eine Notaufnahme eines Krankenhauses fahren oder Dir einen Rettungswagen rufen.

Was passiert nach der Diagnose Fehlgeburt?

Wenn gerade bei Dir eine Fehlgeburt festgestellt wurde, besteht in den meisten Fällen kein Grund zur Eile, außer es besteht etwa eine akute Infektion oder ein sehr starker Blutverlust.

Du und Dein Partner oder Deine Partnerin habt Zeit, Euch mit der Situation und den Möglichkeiten ganz in Ruhe gemeinsam auseinanderzusetzen. Nehmt Euch Zeit und lasst Euch beraten, entweder von Eurer Frauenärztin oder Eurem Frauenarzt, Hebamme oder einer anderen Hilfestelle (einige Kontaktadressen haben wir Dir aufgezählt).

  • Abwartendes Management: Das abwartende Vorgehen nach einer verhaltenen Fehlgeburt ist, die eigene Körperreaktion abzuwarten. Es kann eine Weile dauern, bis der Körper realisiert, dass die Schwangerschaft nicht mehr intakt ist. 
  • Sobald die Schwangerschaftshormone nicht mehr produziert werden, kommt es zu einer Blutung, die auch individuell stärker ausfallen kann und mit Krämpfen und Schmerzen einhergehen kann. Das Einsetzen der Blutung kann auch mehrere Wochen dauern, Du kannst Dich auch noch nach einiger Zeit für eine andere Option entscheiden. 
  • Operativer Eingriff: Ein operativer Eingriff ist unter Vollnarkose möglich, er dauert in der Regel 5-10 Minuten. Es gibt unterschiedliche Operationsmethoden: Eine sogenannte Ausschabung (medizinisch Abrasio), Kürettage oder eine Vakuum-Saugkürettage. Der Eingriff findet in der Regel innerhalb weniger Tage nach der Diagnose statt.
  • Medikamentöse Therapie zur Unterstützung der Geburt: 
  • Mit der Einnahme von geburtseinleitenden Medikamenten wird die Blutung innerhalb einiger Stunden initiiert. Einige Tage später wird in der frauenärztlichen Praxis eine Untersuchung stattfinden, um festzustellen, ob das gesamte Schwangerschaftsgewebe vom Körper abgestoßen wurde.

Du entscheidest!

Auch wenn Du vielleicht unter Schock stehst und nach einer Diagnose nicht weiterweißt – Du entscheidest, wie Du weiter vorgehen möchtest, welches Vorgehen am ehesten zu Dir passt
und was Du Dir in dieser Situation vorstellen kannst.

Für jede Behandlungsmethode gibt es gute Gründe. Auch die Schwangerschaftswochen sind relevant für die Entscheidung.
Mit zunehmendem Schwangerschaftsalter sind nicht mehr alle Varianten möglich. Auf dieser Basis kannst Du in Absprache mit deiner Frauenärztin, deinem Frauenarzt ganz individuell entscheiden, ob Du lieber abwarten möchtest, eine Operation oder eine medikamentöse Behandlung angehen möchtest.


Umgang mit der Trauer

Die Situation einer Fehlgeburt immer sehr unterschiedlich. Gefühle wie Trauer hängen nicht zwangsläufig vom Zeitpunkt der Fehlgeburt im Verlauf der Schwangerschaft ab. Viele Frauen entwickeln schon in den ersten Wochen sehr starke Gefühle für den Embryo in ihrem Bauch. Da jeder einen anderen Umgang mit Trauer hat und andere Bewältigungsstrategien für sich findet, können wir hier keinen allgemeingültigen Ratschlag geben. Es ist jedoch absolut richtig, wenn Du Deine Frauenärztin oder Deinen Frauenarzt um Hilfe oder Ratschläge bittest. 

Frauenärztinnen und Frauenärzten ist bekannt, dass der Umgang mit dieser einschneidenden und schmerzhaften Erfahrung und mit der Trauer, ein wichtiger Prozess ist, damit Du dieses Ereignis bewältigen kannst und Dich davon erholen kannst. 

Wenn du eine Fehlgeburt erlitten hast, bist du nicht ungeschützt. Du hast nach den allgemeinen Regelungen einen Anspruch auf eine ärztliche Betreuung und Behandlung, die bei Bedarf auch die Ausstellung einer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU) beinhaltet. 

Grundsätzlich sind neben der Unterstützung durch Ärztinnen und Ärzte auch ein verständnisvolles Umfeld und der Austausch zwischen den Partnern sehr wichtig.

Nach einer Fehlgeburt können die seelischen Narben verborgen liegen oder auch ganz sichtbar sein. Es gibt unterschiedliche Beratungsstellen, an die Du Dich wenden kannst. So gibt es regionale Sternenkind-Vereine, Trauerbegleitung, Selbsthilfegruppen oder auch professionelle psychologische Unterstützung, die in manchen Fällen wichtig sein kann. Nach einer Fehlgeburt hast Du ebenso Anspruch auf eine Nachsorgehebamme. Ob Du eher lieber gleich den Alltag wieder starten möchtest oder lieber noch einige Zeit zuhause verbringen möchtest, ist ganz Dir selbst überlassen. Es ist auch Dir ganz selbst überlassen, mit wem Du wann und wie über Deine Fehlgeburt sprichst.

Prävention und zukünftige Schwangerschaften

Wenn Du bereits eine Fehlgeburt erlitten hast, heißt das nicht, dass Du nicht wieder schwanger werden kannst. Deine Frauenärztin oder Dein Frauenarzt werden mit Dir mögliche Risikofaktoren besprechen – die können von Frau zu Frau ganz unterschiedlich sein. Die meisten Frauen, die eine Fehlgeburt haben, hatten danach eine intakte Schwangerschaft und haben ein Kind bekommen. Empfehlungen, die Frauen mit Kinderwunsch gegeben werden, gelten natürlich auch nach einer Fehlgeburt: Zur Unterseite „Kinderwunsch“.

Da Fehlgeburten sehr häufig vorkommen, wird erst nach drei wiederkehrenden Fehlgeburten eine weitere Suche von Ursachen angegangen.

Ob und wie lange ihr nach einer Fehlgeburt abwarten solltet, bevor ihr es mit einer erneuten Schwangerschaft probiert, hängt von mehreren individuellen Faktoren ab – einerseits mit Eurer individuellen Trauer und Euren Bewältigungsstrategien, aber auch mit der individuellen Regeneration Deines Körpers. Sprich dazu am besten mit Deiner Frauenärztin oder Deinem Frauenarzt.

https://www.profamilia.de/angebote-vor-ort

Es gibt zahlreiche Sternenkind Vereine, die Hilfe von Eltern und Betroffenen für Betroffene bieten. Ob es in der Nähe Deines Wohnortes einen Verein gibt, kannst Du am besten über eine Internetrecherche herausfinden, indem Du „Sternenkind“ und Deinen Wohnort suchst. 

  • familienportal.de
    Das Familienportal des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BM)
  • familienplanung.de
    Verschiedene weiterführende Artikel der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
  • bmfsfj.de
    Gesetzliche Regelungen des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zum Thema Sternenkinder

Deine Fragen

Wenn Du schwanger bist und eine Blutung oder ein anderes Symptom hast, das für eine Fehlgeburt sprechen könnte, wird die Frauenärztin oder der Frauenarzt in der Praxis eine körperliche Untersuchung vornehmen: Der Gebärmutterhals wird angeschaut und die mögliche Ursache der Blutung wird gesucht. Über eine vaginale Ultraschalluntersuchung kann der Herzschlag und die Entwicklung des Ungeborenen überprüft werden. Es kann auch ein Urin- und ein Bluttest gemacht werden, um etwaige andere Ursachen, wie eine Infektion, auszuschließen und Deinen Hormonwert hCG (humanes Choriongonadotropin) zu überprüfen.

Wenn Du gerade die Diagnose einer Fehlgeburt bekommen hast, gibt es in der Regel keinen Grund zur Eile. Sofern kein Notfall vorliegt, hast Du genügend Zeit zu entscheiden, wie Du weiter vorgehen möchtest. Du musst also nicht sofort eine Entscheidung treffen. Da es ganz von Deiner individuellen Situation abhängt, kann Deine Ärztin oder Dein Arzt Dir auch eine Arbeitsunfähigkeit-Bescheinigung ausstellen. Auch wenn Du lieber arbeiten möchtest, kannst Du das sagen – jeder ist individuell und es gibt hier keine falsche Begründung. Am besten besprichst Du das persönlich.

Wenn Du eine Fehlgeburt erleidest und Dich für eine „kleine Geburt“ in der Frühschwangerschaft entscheidest, kann eine Hebamme Deine Geburt begleiten. Die Kosten hierfür übernimmt die Krankenkasse. Das gilt auch, wenn Du vor Deiner Diagnose noch keine Hebamme hattest.

Was passiert mit Deinem Kind nach der Fehlgeburt? Das ist ein sehr emotionales und schwieriges Thema, denn es gibt klare gesetzliche Regelungen und Formulierungen, die einen persönlich verletzen können. So ist die juristische Formulierung, dass Kinder, die vor der 24. Schwangerschaftswoche geboren werden und ein Geburtsgewicht von unter 500 Gramm haben, nicht bestattet werden müssen. Das Bestattungsrechts ist in den einzelnen Bundesländern allerdings auch unterschiedlich geregelt. Ein verstorbenes Kind, das lebend zur Welt gekommen ist, muss bestattet werden. Wichtig: Eltern haben fast überall das Recht ihr verstorbenes Kind nach einer Fehlgeburt zu bestatten – auch wenn es noch sehr klein ist. Am besten kannst Du Dich über einen regionalen Sternenkind-Verein informieren.

Seit 2013 können Eltern von sogenannten Sternenkindern die Geburt ihres Kindes beim Standesamt anzeigen. Die Entscheidung obliegt hier nur Euch als Eltern. Die Erteilung der Bescheinigung ist nicht von einer bestimmten Dauer der Schwangerschaft oder von einem Mindestgewicht des tot geborenen Kindes abhängig.

Weitere Informationen auch dazu hier. https://www.familienplanung.de/abschiedsrituale-bestattung/

Fehlgeburten sind sehr häufig und betreffen viele Frauen. Bei einer einmaligen Fehlgeburt liegt die Wahrscheinlichkeit, danach eine intakte Schwangerschaft zu haben, bei 85 Prozent. Nach mehreren Fehlgeburten können einige Risikofaktoren im Vorfeld durch weitere Untersuchungen ausgeschlossen werden: Untersuchung des Erbguts, Gerinnungsstörungen, Untersuchung des Hormonhaushalts, Ausschluss von Infektionen, Ultraschall, Antikörpernachweis. Sprich mit Deiner Frauenärztin oder Deinem Frauenarzt dazu.

Hier gibt es keine allgemeingültige Antwort. Bei manchen Frauen dauert es etwas länger, bis sich Zyklus und Periode nach einer Fehlgeburt wieder eingependelt haben. Bei anderen geht es etwas schneller. Die Genesungszeit von Körper und Psyche sind sehr individuell. Es kann bereits nach 4-6 Wochen zu einer erneuten Periode kommen. Bei Fragen oder Unsicherheiten sprich am besten Deine Frauenärztin oder Deinen Frauenarzt an, denn die Hintergründe können individuell sein, etwa ob Dein Zyklus vorher regelmäßig oder unregelmäßig war und etwa auch wie hoch Dein HCG-Wert ist und war.

Grundsätzlich ist bis zu einer erneuten Schwangerschaft keine Wartezeit notwendig. Studien haben sogar gezeigt, dass das Risiko für eine erneute Fehlgeburt bei einem kurzen Abstand (kleiner als 3 Monate) zwischen den Schwangerschaften geringer ist als bei einer längeren Wartezeit. Sobald Du Dich körperlich und insbesondere auch emotional dazu bereit fühlst, kann der nächste Zyklus genutzt werden. Aber auch das ist individuell von Frau zu Frau verschieden. Bei allen Fragen kannst Du Dich auch immer bei Deiner Frauenärztin oder Deinem Frauenarzt informieren.

Es gibt viele Hilfestellen, um Dir Unterstützung nach einer Fehlgeburt zu holen. Deine erste Anlaufstelle ist Deine Frauenärztin oder Dein Frauenarzt. In der gynäkologischen Praxis kannst Du Deine individuellen Risikofaktoren, Ursachen oder Fragen zu Deinem Kinderwunsch besprechen. Darüber hinaus haben Frauenärztinnen und Frauenärzte auch Kontakte und Informationen, die sie Dir geben können. Auch Hebammen unterstützen Dich bei einer Fehlgeburt. Wenn Du noch keine Hebamme hast, kannst Du über die Hebammensuche eine finden.

Es gibt unterschiedliche Hilfetelefone, an die Du und Dein Partner oder Deine Partnerin Euch unbürokratisch wenden könnt.

https://www.telefonseelsorge.de/vor-ort

Pro Familia ist eine Organisation rund um Familie, Sexualität, Kinderwunsch und der Schwangerschaft selbst. Nicht nur in Broschüren könnt ihr Euch informieren – auch Fachkräfte sind in persönlicher Beratung für Euch da.

https://www.profamilia.de/angebote-vor-ort

Es gibt zahlreiche Sternenkind Vereine, die Hilfe von Eltern und Betroffenen für Betroffene bieten. Ob es in der Nähe Deines Wohnortes einen Verein gibt, kannst Du am besten über eine Internetrecherche herausfinden, indem Du Sternenkind und Deinen Wohnort suchst.

Da die Ursachen für die meisten Fehlgeburten unbekannt sind und unbekannt bleiben, ist es schwierig Dir eine Empfehlung zu geben. Aber ein gesunder Lebensstil und alles, was einer Schwangeren im Allgemeinen empfohlen wird, können helfen. Dabei ist wichtig, Tabak und Alkohol zu meiden, sobald Du weißt, dass Du schwanger bist. Ein gesunder, ausgewogener Lebensstil ist immer für Deine Gesundheit und für die Deines Ungeborenen von Vorteil.