Drei Schwangerschaftsphasen
Eine neue Zeitrechnung beginnt – in drei Phasen.
Ab dem ersten Tag Deiner Periode läuft die Zeit. 280 Tage bis zum rechnerischen Geburtstermin. Ab jetzt lebst Du in Schwangerschaftswochen – oder in Schwangerschaftsdritteln (Trimenons), von denen jedes seine ganz eigenen Merkmale hat, mit unterschiedlichen Meilensteinen für Dich und Dein ungeborenes Kind. Ab wann sieht man das Herz schlagen? Welche hormonellen Veränderungen gibt es? Welche Aktivitäten eignen sich für welche Phase? Wie entwickelt sich Dein Kind? Welche Untersuchungen stehen an? Ab wann ist ein Geburtsvorbereitungskurs sinnvoll und warum? Wir haben die Antworten!
Das erste Trimenon – Das erste Schwangerschaftsdrittel
Der Start in die Schwangerschaft ist eine große Umstellung für Deinen Körper.
Hormonhaushalt und Kreislauf schalten um auf Schwangerschaft.
Du fühlst Dich öfter schlapp und reagierst emotionaler auf viele Dinge. In der ersten Zeit kann auch Übelkeit auftreten. Dein Baby startet währenddessen durch.
- Ab der 6. Woche könntest Du im Ultraschall ein kleines Herzchen schlagen sehen. Mit 12 Wochen ist Dein Kind etwa 9 cm groß. Es hat schon ein Gesicht, ein Nervensystem und kann Hände und Füße bewegen.
- Ruhe ist besonders in den ersten Wochen für Dich und Dein Ungeborenes wichtig. Dein Körper braucht Zeit für die Umstellung. Dabei solltest Du versuchen, Stress zu vermeiden und auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung zu achten. Auf Nikotin und Alkohol solltest Du komplett verzichten. Bei allen Medikamenten – auch bei rezeptfreien – solltest Du mit Deiner Frauenärztin oder Deinem Frauenarzt besprechen, ob die Einnahme unbedenklich ist.
- Eine gute Versorgung mit Folsäure ist auch während der Schwangerschaft wichtig, denn das Vitamin sorgt für gutes Wachstum. Besonders in den ersten Wochen ist Dein Kind auf Folsäure angewiesen. Raucherinnen haben besonders häufig einen Folsäure-Mangel. Eine richtige Ernährung kann Abhilfe schaffen.
Die Einnahme von Folsäure-Präparaten – gerade bei bestehendem Kinderwunsch auch schon in den Wochen vor der Befruchtung – ist unbedingt empfehlenswert.
- Der erste Vorsorgetermin ist besonders spannend. Hier siehst Du Dein ungeborenes Kind zum ersten Mal.
Mit einem Vaginal-Ultraschall (Sonographie) wird geprüft, ob Embryo und Fruchthöhle die ideale Position in der Gebärmutter haben, es gesund ist und ob Mehrlinge unterwegs sind. Außerdem wird mit einer Größenmessung das Alter des Babys bestimmt und damit der Entbindungstermin berechnet.
- Der Herzschlag Deines ungeborenen Kindes beginnt bereits am 22. Tag nach der Befruchtung. Ab der 6. Woche könntest Du den Herzschlag per Ultraschall sogar beobachten. Sämtliche Organe werden im ersten Trimester angelegt. Ab der 12. Woche wiegt der Fetus etwa 15 Gramm und ist ca. 6 cm groß.
- Eine Nackenfaltenmessung kannst Du zwischen der 11. und der 14. Schwangerschaftswoche vornehmen lassen. Eine verdickte Nackenfalte kann auf eine genetische Fehlbildung wie Trisomien oder einen Herzfehler hinweisen. Gewissheit bringen dann weitere Untersuchungen, z. B. ein spezieller Bluttest oder eine Fruchtwasseruntersuchung.
- Das Risiko einer Fehlgeburt ist in den ersten Wochen Deiner Schwangerschaft leicht erhöht. Ein „Abort“ fühlt sich oft an wie eine starke Regelblutung mit Abgängen von Gewebeanteilen. Auch das Abklingen von Schwangerschaftssymptomen kann darauf hinweisen. Vermutest Du bei Dir eine Fehlgeburt, mache direkt einen Termin bei Deiner Frauenärztin bzw. Deinen Frauenarzt.
- Das Ende des 1. Schwangerschaftsdrittels nach gut 13 Wochen ist ein guter Zeitpunkt für einen sanften Übergang in die aktivere Phase für Dich und Dein Kind. Die Symptome klingen ab, der Hormonhaushalt hat sich stabilisiert und Du entwickelst neue Energie. Das Risiko einer Fehlgeburt verringert sich deutlich – für viele Frauen der richtige Zeitpunkt, Freundinnen, Freunden, Familie und Bekannten von der Schwangerschaft zu erzählen.
- Schwangerschaftssymptome können besonders im ersten Trimester unangenehm sein. Viele Frauen leiden unter Müdigkeit, Übelkeit oder Brechreiz, einem überempfindlichen Geruchssinn, Stimmungsschwankungen, Heißhunger oder ziehendem Brustgewebe. Du kannst beruhigt sein, denn diese Zeichen zeigen Dir, dass sich Dein Körper mit der Schwangerschaft verändert und somit funktioniert. Natürlich gibt es auch Frauen, die von diesen Symptomen verschont bleiben. Wenn Du also keine Beschwerden hast, heißt das nicht, dass etwas nicht in Ordnung ist.
- Gegen die Übelkeit gibt es leider kein Patentrezept. Linderung verschafft, auf fettiges und zuckerhaltiges Essen zu verzichten, oder nur das zu essen und zu trinken, worauf Du Appetit hast. Dazu viel Wasser ohne Kohlensäure und Tee. Auch mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt – bestehend aus Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und Eiweiß – können helfen.
Auch Ingwer und Akkupunktur können helfen. Mach Dir aber keine Sorgen, Dein Baby ist noch winzig und braucht fast nichts. In sehr seltenen Fällen kommt es zu extremer Übelkeit mit häufigem Erbrechen (Hypermesis gravidadum). Dann ist manchmal eine kurze Zeit der Behandlung im Krankenhaus nötig.
Das zweite Trimenon – Das mittlere Schwangerschaftsdrittel
Das ist die ideale Phase für Aktivitäten. Für Umzug oder Renovierung. Für eine Reise. Für schonenden Sport. Denn Dein Körper hat sich auf die Schwangerschaft eingependelt, das Kind ist noch relativ leicht. Auch über Deinen Geburtsvorbereitungskurs solltest Du Dir jetzt so langsam Gedanken machen. Du könntest mit Deinem Praxisteam beraten, wo Dein Kind zur Welt kommen soll und vielleicht den Kurs dort machen.
- Dein Baby genießt die Bewegungsfreiheit im Bauch.
Es dreht sich und strampelt. Am Ende des 6. Monats ist das Ungeborene im Durchschnitt schon etwa 30 cm groß und 600 g schwer. - Die Schwangerschaftssymptome im 2. Trimester können sich im Vergleich zur ersten Phase stark unterscheiden. Normalerweise sind Übelkeit und Müdigkeit abgeklungen. Stattdessen können andere Beschwerden auftreten, wie z. B. Wassereinlagerungen, Krampfadern oder Verstopfung, Dehnungsstreifen eher bei starker Gewichtszunahme. In den meisten Fällen ist das völlig unbedenklich.
- Die zweite große Ultraschalluntersuchung steht zwischen der 19. und 22. Woche an. Hier kannst Du Dein Kind und seine Bewegungen beobachten. Natürlich darf in aller Regel nach Absprache Dein Partner bzw. Deine Partnerin dabei sein. Deine Frauenärztin bzw. Dein Frauenarzt überprüft Größe und Entwicklung sowie bestimmte Organe Deines Babys. Meistens kann hier schon das Geschlecht ermittelt werden. Besprecht Euch vorher, ob Ihr es wissen wollt oder ob Ihr Euch überraschen lassen möchtet!
- Die Anmeldung zum Geburtsvorbereitungskurs
kann ab sofort auf den Weg gebracht werden – gerne darf Dein Partner bzw. Deine Partnerin auch teilnehmen. Hier übst Du wichtige Entspannungs- und Atemtechniken und vieles mehr. Ihr lernt gemeinsam die Phasen der Geburt kennen und wie er bzw. sie Dich am besten unterstützen kann. - Die ersten Bewegungen Deines Kindes sind nun spürbar! Besonders ab der 20. Woche kann Dein Kind sehr aktiv sein, sich drehen und „Saltos“ schlagen – noch ist ja genug Platz da.
- Die Ohren Deines Kindes bilden sich zunehmend aus. Du kannst ihm gerne etwas vorlesen, vorsingen und mit ihm sprechen.
- Für Sport in der Schwangerschaft ist auch das 2. Trimester gut geeignet – für Dich und Dein Kind. Von Spazieren und leichtem Jogging über Schwimmen und Radeln bis hin zu Yoga und Pilates – es gibt viele Möglichkeiten, in der Schwangerschaft aktiv zu sein.
Das dritte Trimenon – Das letzte Schwangerschaftsdrittel
Dein Kind wächst und wächst. Das merkst Du jetzt immer deutlicher. Der Rücken kann ziehen, Dein Kreislauf hat immer mehr zu leisten, der Druck auf die Blase erfordert häufigere WC-Zwischenstopps.
- Die ideale Zeit für ruhigere Aktivitäten wie Kino, Theater oder Essen gehen. Dein Körper kann manchmal Wasser einlagern. Die häufiger werdenden Übungswehen zeigen: Dein Körper bereitet sich langsam auf die Geburt vor. Dein Baby ist ab dem Ende der 25. Woche körperlich fast vollständig entwickelt, benötigt aber die restlichen Wochen zur Ausreifung.
- Kurzatmigkeit ist im Laufe des dritten Schwangerschaftsdrittels normal. Die Gebärmutter beengt mehr und mehr die Lunge, so dass einige Frauen schnell aus der Puste sind. Du solltest Dich bei leichter Atemnot nicht überanstrengen. Wenn Du aber starke Atemprobleme hast, solltest Du sofort zur Frauenärztin bzw. zum Frauenarzt. Aufrecht gehen, sitzen und schlafen mit erhöhtem Oberkörper kann helfen.
- Sodbrennen, Wassereinlagerungen, Verdauungsprobleme und Verstopfung sind typische Symptome ab dem 7. Monat Deiner Schwangerschaft. Die richtige Ernährung kann helfen, die Beschwerden zu lindern, z. B. durch viele kleine, ballaststoffreiche, säurearme Mahlzeiten, weniger scharfem Essen, viel Wasser und entspannte Spaziergänge nach dem Essen. Ob eine Behandlung mit Medikamenten für Dich sinnvoll ist, erfährst Du in Deiner Frauenarztpraxis.
- Guter Schlaf und viel Ruhe sind besonders wichtig. Das ist leichter gesagt, als getan. Denn mit dem wachsenden Bauch wird es immer schwieriger, eine bequeme Position zu finden.
Vielleicht probierst Du mal eine halbsitzende Schlafposition oder legst Dich mit großen Kissen für Oberschenkel und Rücken auf die Seite. Dafür kannst Du zum Beispiel schon ein Stilkissen verwenden. Verzichte auf Koffein und gehe oft spazieren.
Ob und welche Hilfsmittel für Dich geeignet sind, solltest Du unbedingt mit Deiner Frauenärztin bzw. Deinem Frauenarzt klären.
- Die Position Deines Babys kann sich noch ein paar Mal ändern. Zwischen der 33. und 36. Woche wird sich Dein Baby aber in die Geburtsposition bewegt haben: meist in die sogenannte Schädellage, bei der sich das Köpfchen Deines Kindes schon tief in Deinem Becken befindet.
- Eine Beckenendlage, bei der Dein Kind mit dem Po zuerst auf die Welt kommt, muss kein Grund zur Beunruhigung sein.
- Übungswehen sind für viele Frauen mit fortschreitender Schwangerschaft an der Tagesordnung. Dein Bauch wird öfters hart und das fühlt sich mitunter unangenehm an. Vielleicht musst Du Deine Tätigkeiten dann mal kurz ruhen lassen, um bewusst zu atmen.
- An einem Geburtsvorbereitungskurs solltest Du bzw. solltet Ihr zwischen der 25. und 30. Schwangerschaftswoche teilnehmen. Hier bekommst Du wertvolle Tipps, Erklärungen zu den Phasen der Geburt und lernst wichtige Entspannungs- und Atemtechniken kennen. Und Dein Partner bzw. Deine Partnerin lernt, wie er bzw. sie Dich am besten unterstützen kann.
- Für die Zeit während und nach der Geburt ist es von Vorteil, wenn Du vorher alle nötigen Dinge in einer Krankenhaustasche zusammenpackst. Dazu gehören Handtücher, ein langes T-Shirt, Still-BH, Slips, Einlagen, bequeme Kleidung, Wollsocken, Babyklamotten, Snacks und ein Kindersitz, aber auch persönliche Gegenstände, die Dir guttun. Für die ersten Tage zuhause empfehlen wir einen gut gefüllten Vorratsschrank.
Deine Fragen
Im zweiten Trimenon lässt sich das Geschlecht mit einer Ultraschall-Untersuchung bestimmen. Im Rahmen der Pränataldiagnostik lässt sich ein Bluttest durchführen, durch den u. a. auch das Geschlecht festgestellt werden kann.
Abhängig davon, was Dein Körper gewöhnt ist, kannst Du auch weiterhin Sport treiben. Am besten eignet sich dafür das zweite Trimester. Hier findest Du detaillierte Infos und viele Tipps zum Thema Sport in der Schwangerschaft.
Übelkeit ist ein typisches Symptom innerhalb des ersten Trimenons und kein Grund zur Sorge. Eine ausgewogene Ernährung kann Dir Linderung verschaffen. Versuche es einmal mit Ingwertee oder Akkupunktur. Schaff dir Rückzugsräume. Es gibt aber auch verschreibungspflichtige Medikamente, die Dir bei extremer Übelkeit mit Brechreiz helfen können. Lass Dich in Deiner Frauenarztpraxis dazu beraten.
Dein Baby hat einen Schluckauf! Das ist völlig normal. Warum Babys schon im Mutterleib einen sogenannten Schluckauf bekommen, ist nicht hinreichend geklärt – da gibt es viele Theorien. Fest steht: Es ist kein Grund zur Sorge!
Im ersten Trimenon kommt es – auch vom Lebensalter abhängig – spontan in bis zu 15 % der festgestellten Schwangerschaften zu Abbrüchen. Das kann viele Gründe haben, z. B. eine fehlerhafte Einnistung oder einen genetischen Defekt. Eine Fehlgeburt kann sich durch Schmerzen und Ausscheidung von Blut und Gewebeteilen äußern. Manche Frauen haben aber auch gar keine Symptome. Ob Du eine Fehlgeburt hattest, stellt Deine Frauenärztin bzw. Dein Frauenarzt fest. Wenn der Verdacht sich bestätigt, kann das für Dich und Deinen Partner bzw. Deine Partnerin eine große seelische Belastung sein. Auch hier gibt es professionelle Hilfe in Deiner Frauenarztpraxis. Nach einer Fehlgeburt gibt es keinen festen Zeitpunkt für einen erfolgreichen nächsten Versuch. Selten sind klare Ursachen im Nachhinein feststellbar. Besprich daher mit Deiner Frauenärztin oder Deinem Frauenarzt Deinen persönlichen Zeitplan.
Drohende Fehlgeburten können sich manchmal durch Schmierblutungen ankündigen. In diesem Fall legst Du Dich am besten sofort hin und machst rasch einen Termin zur Abklärung in Deiner Frauenarztpraxis.
Insgesamt gibt es in aller Regel 12 Vorsorgetermine während Deiner Schwangerschaft. Am Anfang alle 4 Wochen, ab der 32. Schwangerschaftswoche alle 2 Wochen. Wenn Du Blutungen, Schmerzen oder einfach nur dringende Fragen hast, kannst Du natürlich jederzeit in Deine Praxis kommen und Dich beraten lassen. Mehr Infos findest Du unter Vorsorgetermine.
Nervosität und Angst vor der unbekannten Geburt sind verständlich. Mit Geburtsvorbereitungskursen und Entspannungsübungen kannst Du dem entgegenwirken. Vielleicht lernst Du dabei ja auch die für Dich geeignete Geburtsklinik kennen. Außerdem hat Deine Frauenärztin bzw. Dein Frauenarzt für Dich immer ein offenes Ohr.
Ein Kaiserschnitt ist eigentlich nur in besonderen Fällen notwendig. Ob das für Dich so ist, kannst Du in Ruhe in Deiner Frauenarztpraxis klären.