Dein Mutterpass
Das wichtigste Dokument für Deine Schwangerschaft
Er ist blau, erfolgreich und in dieser Form weltweit einmalig: Der Mutterpass mit strukturierter Schwangerenvorsorge wurde vor 60 Jahren von Frauenärztinnen und -ärzten entwickelt und ist so etwas wie ein Schwangerschaftstagebuch auf medizinische Art.
Er dokumentiert die Ergebnisse aller Untersuchungen, die während Deiner Schwangerschaft von Deinem Frauenarzt bzw. Deiner Frauenärztin durchgeführt werden. Idealerweise hast Du ihn immer bei Dir. So haben alle immer den Überblick und wissen auch im Falle eines Notfalls, was zu tun ist.
Deinen Mutterpass erhältst Du bei Deiner Erstuntersuchung in der Frauenarztpraxis.
Also bei dem Termin, bei dem offiziell bestätigt wird, dass Du schwanger bist. Nicht alles, was darinsteht, erklärt sich von selbst. Deshalb findest Du hier eine Übersicht nach Seiten, mit den wichtigsten Begriffen und Abkürzungen, in der Reihenfolge ihres Vorkommens.
Seite 1:
Kontaktdaten
Auf der ersten Seite sind die Kontaktdaten hinterlegt, z.B. der Stempel der Arztpraxis oder der betreuenden Hebamme.
Seite 2 und 3:
Laboruntersuchungen und Rötelnschutz
Schon bei der Erstuntersuchung wird Dein Blut gründlich unter die Lupe genommen. Es enthält wichtige Informationen, die für den Verlauf der Schwangerschaft von Bedeutung sind. Darunter auch die Blutgruppe und der Rhesusfaktor. Auch bei den nachfolgenden Vorsorgeuntersuchungen wird Dein Blut zu bestimmten Zeitpunkten in der Schwangerschaft auf bestimmte Werte hin untersucht.
- Antikörpersuchtest:
Damit werden auch die Antikörper bestimmt. Wichtig ist dies für Rhesus-negative Mütter, in deren Blut sich Antikörper gegen bestimmte Blutgruppenmerkmale des Kindes bilden können. Ein Test wird bei der Erstuntersuchung durchgeführt und bei Rhesus-negativen Müttern in der 24. und 27. SSW wiederholt. Bei Bedarf werden Rhesusfaktor-Antikörper gespritzt. Normalerweise sind die Blutkreisläufe von Mutter und Embryo getrennt, durch eventuell notwendige invasive Eingriffe oder Blutungen könnte Blut des Kindes in das Blut der Mutter gelangen. Damit diese keine Antikörper gegen ihr Kind entwickelt, werden die Rhesusfaktor-Antikörper verabreicht. - Röteln-HAH-Test:
Hier stellt man fest, ob Du gegen Röteln ausreichend immun bist. Der Test wird bei nicht ausreichender Immunität zu einem späteren Zeitpunkt wiederholt, um zu überprüfen, ob es in der Zwischenzeit eine Infektion mit Röteln gab. Bei Nachweis von zwei Rötelnimpfungen entfällt der Test. - Nachweis von Chlamydia trachomatis:
Ein Urintest zum Nachweis einer Chlamydieninfektion, die schädlich für das Kind sein könnte. Bei positivem Ergebnis wird mit einem Antibiotikum behandelt. - LSR:
Die Abkürzung steht für Lues-Such-Reaktion. Damit ist ein Test zum Nachweis einer Syphilis (Lues)-Infektion gemeint. Syphilis ist eine sexuell übertragbare Infektionskrankheit, deren Erreger Dein Kind schädigen können. Liegt eine akute Infektion vor, kann sie mit Antibiotika behandelt werden. Im Mutterpass wird nur vermerkt, dass der Test durchgeführt wurde, nicht sein Ergebnis. - HBs-Antigen-Test:
Hepatitis-B-Test wurde früher erst nach der 32. Schwangerschaftswoche empfohlen. Hepatitis B ist eine infektiöse Leberentzündung und nach neuesten Erkenntnissen wird der HBs-Antigen-Test nun gleich zu Beginn der Schwangerschaft gemacht, um eine Behandlung noch in der Schwangerschaft zu beginnen. Falls eine Hepatitis-B-Infektion nachgewiesen wird, erhält das Neugeborene sofort nach der Entbindung eine Impfung. - Im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen besteht außerdem die Möglichkeit, einen freiwilligen HIV-Test in der Schwangerschaft durchführen zu lassen.
Abkürzungen, die Du im Mutterpass häufig zu Gesicht bekommst
Für die Ergebnisse der regelmäßigen Untersuchungen verwendet Deine Frauenärztin oder Dein Frauenarzt Kürzel.
- Neg. / – / Ø:
Ein negativer Befund wird entweder durch die Abkürzung, ein Minuszeichen oder den durchgestrichenen Kreis dargestellt.
- Pos. / +:
Die Abkürzung oder ein Pluszeichen deuten auf einen positiven Befund hin.
- o.B.:
Diese Abkürzung steht für „ohne Befund“, also ohne Zeichen einer Erkrankung.
Seite 4:
Angaben zu vorangegangenen Schwangerschaften
Warst Du schon mal schwanger und hattest Geburten, werden diese hier vermerkt. Denn auch sie können Aufschluss darüber geben, was gegebenenfalls bei Deiner aktuellen Schwangerschaft zu beachten ist. Und auch, was man im Vergleich anders machen kann oder sollte.
- Spontangeburt: normale Geburt ohne Operation
- Sectio: Kaiserschnitt
- Vaginale Operation: Saugglocken- oder Zangengeburt
- Abort: Fehlgeburt
- Abruptio: Schwangerschaftsabbruch
- EU: Eileiter- oder Bauchhöhlenschwangerschaft
Außerdem bestätigt Deine Ärztin bzw. Dein Arzt hier die Beratung zu den folgenden Themen:
- a. Ernährung (u. a. Jodzufuhr), Medikamente, Genussmittel (Alkohol, Tabak und andere Drogen)
- b. Tätigkeit/Beruf, Sport, Reisen
- c. Risikoberatung
- d. Geburtsvorbereitung/Schwangerschaftsgymnastik
- e. Krebsfrüherkennungsuntersuchung
- f. Zum HIV-Antikörpertest
- g. Zur Mundgesundheit
Seite 5 und 6:
Anamnese und besondere Befunde
Auf diesen Seiten geht es um Deine bisherigen Erkrankungen. Anhand der beiden Listen wird abgeklärt, ob für Dich oder Dein ungeborenes Kind ein erhöhtes Risiko im Verlauf der Schwangerschaft und bei der Geburt besteht.
- Gravida: Anzahl der Schwangerschaften (inklusive Fehlgeburten)
- Para: Anzahl der Geburten
- ZNS: Zentrales Nervensystem
- Rhesus-Inkompatibilität: Bei unterschiedlichem Rhesusfaktor von Mutter und Kind – negativ gegen positiv – kann es zu einer Unverträglichkeit zwischen mütterlichem und kindlichem Blut kommen.
- Adipositas: Fettleibigkeit
- Post partum: Nach der Geburt
- Uterus: Gebärmutter
- Abusus: Gebrauch von Alkohol, Drogen, Zigaretten, Medikamenten
- Placenta praevia: Der Mutterkuchen liegt vor dem inneren Muttermund und versperrt dadurch den Geburtsweg
- (Poly-)Hydramnion: Zu viel Fruchtwasser
- Oligohydramnie: Zu wenig Fruchtwasser
- Terminunklarheit: Geburtstermin nicht genau berechen- oder bestimmbar
- Placenta-Insuffizienz: Funktionsstörung der Plazenta
- Isthmozervikale Insuffizienz: Schwäche des Gebärmutterhalses
- Anämie: Blutarmut
- Indirekter Coombstest positiv: Antikörper gegen Blutgruppenmerkmale im Blut der Mutter
- Ödeme: Wasseransammlungen im Gewebe
- Hypotonie: zu niedriger Blutdruck
- Hypertonie: zu hoher Blutdruck
- Gestationsdiabetes: Sogenannter Schwangerschaftsdiabetes, verursacht durch eine Fehlfunktion im Zuckerstoffwechsel
- Einstellungsanomalie: Die Position des Kindes vor der Geburt weicht von der normalen Stellung ab
Seite 7 und 8:
Der Schwangerschaftsbeobachtungsbogen
Hier findest Du eine Übersicht, das sogenannte Gravidogramm, über alle Befunde aus den Vorsorgeuntersuchungen in Deiner Schwangerschaft.
- SSW ggf. Korr: Wurde z. B. der Entbindungstermin korrigiert, müssen entsprechend auch die SSW (Schwangerschaftswochen) neu gezählt werden.
- Fundusstand: Der Höhenstand der Gebärmutter gibt Aufschluss über Größe und Wachstum Deiner Gebärmutter und damit indirekt des Kindes. Ertastet wird der Abstand zwischen oberem Gebärmutterrand (Fundus) und Schambein (S), Nabel (N) oder Rippenbogen (RB)
- Kindslage: Hier gibt es 3 Möglichkeiten – SL (Schädellage), BEL (Beckenendlage), QL (Querlage)
- Herztöne: Feststellung der Herztöne des Kindes
- Kindsbewegungen: Zwischen der 18. und der 20. SSW spüren die meisten Frauen ihr Kind zum ersten Mal. Hier werden Deine Beobachtungen dokumentiert.
- Ödeme: Ödeme sind Wassereinlagerungen im Gewebe, die in geringem Maß während der Schwangerschaft nicht ungewöhnlich sind.
- Varikosis: Krampfadern
- Gewicht: Aktuelles Körpergewicht der Schwangeren
- RR systolisch/diastolisch: Blutdruck nach Riva-Rocci, oberer und unterer Wert
- Hb: Hämoglobinwert, bzw. Menge der roten Blutkörperchen; Indikator für Blutarmut
- Urinuntersuchung: Eiweiß, Zucker
- Vaginale Untersuchung: Untersuchung über die Scheide
- Risiko-Nr. nach Katalog B: Hier werden die besonderen Befunde von Seite 6 notiert
Seite 9:
Besonderheiten während der Schwangerschaft
Alles, was während Deiner Schwangerschaft auffällig ist, wie zum Beispiel weitere Untersuchungen und ihre Ergebnisse, werden hier eingetragen. Außerdem Krankenhausaufenthalte während Deiner Schwangerschaft.
- Besonderheiten zu den Katalogen A & B: Hier ist Platz für Ergänzungen zu den Risiko-Listen von Seite 5 und 6.
- Cardiotokographische Befunde (CTG): Herztätigkeit des Kindes, Aktivität der Gebärmutter. Hiermit sind die Befunde des Herzfrequenz-Wehenschreibers gemeint.
Ab 2022 elektronisch
Ab dem Jahr 2022 gibt es den Mutterpass auch als elektronische Version – die Daten werden dann digital in der Praxis und in einer elektronischen Patientenakte innerhalb einer gesicherten Cloud gespeichert.
Du kannst wählen, ob Du die analoge oder digitale Variante möchtest. Nur Deine frauenärztliche Praxis, Deine Klinik und Du selbst haben jederzeit Zugriff auf die gespeicherten Daten.
Seite 10 und 11:
Die Ultraschalluntersuchungen
Die Untersuchungen, bei denen es etwas zu sehen gibt, und auf die Du vermutlich am meisten gespannt bist. Sie zeigen Dir, wie sich Dein Kind entwickelt. Die Ergebnisse werden auf dieser Doppelseite eingetragen.
- SSW(LR): Schwangerschaftswoche bezogen auf die letzte Regel
- Screening: Ultraschall zur Reihenuntersuchung für alle
- Intrauteriner Sitz: Embryo hat sich in der Gebärmuttereingenistet.
- Embryo darstellbar: Der Embryo ist beim Ultraschall eindeutig zu sehen.
- Herzaktion: Die Herzaktionen des Kindes sind nachweisbar.
- Mehrlinge: Darstellbare Zwillinge oder Drillinge oder sogar mehr Kinder
- monochorial: Mehrere Kinder teilen sich eine Plazenta und befinden sich in einer Eihaut (Chorion).
- Plazentalok./-struktur: Lage und Struktur des Mutterkuchens (HW = Hinterwand, VW = Vorderwand)
- Ventrikel: Mit Hirnwasser gefüllte Hohlräume im Gehirn
- Dorsal: Den Rücken betreffend
- Thorax: Brustkorb
- Persistierende Arrhythmie: beständige Herzrhythmusstörungen (ungleiche Herzschlagfolge)
- Vier-Kammer-Blick: Alle vier Herzkammern lassen sich darstellen.
- FS: Fruchtsack
- SSL: Länge des Kindes vom Scheitel bis zum Steiß
- BPD: Kopfdurchmesser quer
- Biometrie: Messung bestimmter Körperteile
- FOD/KU: Kopflängsdurchmesser vorne-hinten/ Kopfumfang
- ATD: Querdurchmesser des Bauchs
- APD/AU: Bauchdurchmesser vorne-hinten/ Bauchumfang
- FL: Länge Oberschenkelknochen
- HL: Länge Oberarmknochen
- Fetale Struktur: Aufbau und Organe des Babys
- Konsiliaruntersuchung: Untersuchung durch einen weiteren (Fach-)Arzt bzw. Ärztin zur Abklärung von Unklarheiten
Seite 12 und 14:
Weitere Ultraschalluntersuchungen
Diese Seiten werden nur genutzt, wenn es Anlass zu weiterführenden Ultraschalluntersuchungen gibt. Das ist bei Verdacht auf Fehlbildungen oder Erkrankungen der Fall. Die Ergebnisse der Untersuchungen werden dann hier dokumentiert.
Seite 13:
Die Normkurven für den fetalen Wachstumsverlauf
Die Kurven beschreiben den normalen, durchschnittlichen Wachstumsverlauf. Sie dienen zur Orientierung, um beispielsweise Abweichungen von der Norm, z.B. bei Diabetes, zu erkennen.
Seite 15:
Nach der Geburt / Abschlussuntersuchung
Das Baby ist da, jetzt geht es um Euch beide. Auf diesen Seiten werden die Ergebnisse der Abschlussuntersuchung festgehalten. Sie sind so etwas wie eine Zusammenfassung – Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett werden abschließend beurteilt. Die Rückbildung der Gebärmutter wird überprüft, der Heilungsverlauf von Geburtsverletzungen dokumentiert.
- SP: Spontangeburt (auf natürlichem Weg, ohne Eingriff)
- S: Sectio (Kaiserschnitt)
- Vag.Op.: Zangen- oder Saugglockengeburt
- SL: Schädellage
- BEL: Beckenendlage
- QL: Querlage
- APGAR-Zahl: Das Punktesystem zeigt an, wie schnell sich dein Kind an das Leben außerhalb des Mutterleibs anpasst. Das Baby wird direkt nach der Geburt sowie nach 5 und 10 Minuten beurteilt. Die Punkte gehen von 0 (schlecht) bis 10 (top).
- pH-Wert: Aussage über den Sauerstoffgehalt des kindlichen Blutes aus der Nabelschnur
- Anti-D-Prophylaxe: Rhesus-negative Schwangere mit Rhesus-positiven Kind bekommen nach der Geburt Anti-D-Immunglobulin gespritzt, zur Vorbeugung einer Rhesusinkompatibilität.
- Direkter Coombs-Test: Prüft, ob das Baby Antikörper im Blut hat
Seite 16 oben:
Besonderheiten im Wochenbett
Hier ist Raum für die Ergebnisse der ersten Untersuchung von Vulva, Scheide, Gebärmutterhalsöffnung, Gebärmuttergröße, Wochenfluss und Stillerfolg innerhalb von sieben Tagen nach der Geburt.
Seite 16 Mitte:
Zweite Untersuchung nach der Geburt
In der Zeit von etwa sechs bis spätestens acht Wochen nach der Geburt untersucht Dich Deine Frauenärztin oder Dein Frauenarzt noch einmal. Der Urin wird kontrolliert, der Blutdruck überprüft, Dein Allgemeinbefinden abgefragt – und Du kannst selbstverständlich die Gelegenheit nutzen, um Fragen zu stellen.
- Urin Z pos.: Zucker im Urin nachweisbar
- Urin E pos.: Eiweiß im Urin nachweisbar
- U 3: Das ist die erste Untersuchung Deines Kindes beim Kinderarzt.
Deine Fragen
Ja, in Deutschland ist der Mutterpass Pflicht. Er muss Dir automatisch zu Beginn der Schwangerschaft ausgestellt werden. Du solltest ihn immer bei Dir tragen, damit im Notfall auf die Dokumentation und Daten zurückgegriffen werden und die richtigen Maßnahmen ergriffen werden können.
Wende Dich umgehend an Deine Frauenarztpraxis. Alle wichtigen Daten stehen in Deiner Patientenakte, Deine Ärztin oder Dein Arzt kann Dir einen neuen Mutterpass ausstellen.
Die im Mutterpass aufgelisteten Untersuchungen sind gesetzlich festgelegt, d. h. es handelt sich um die Leistungen, auf die Du als gesetzlich versicherte Schwangere Anspruch hast. Sie decken alle wichtigen medizinischen Vorsorgeuntersuchungen in dieser Zeit ab. Du kannst darauf vertrauen, dass Deine Frauenärztin oder Dein Frauenarzt Dir die richtige Versorgung bieten: Sollten andere Untersuchungen bei Dir notwendig sein, wird Deine Frauenärztin bzw. Dein Frauenarzt diese veranlassen. Auf Wunsch kannst Du natürlich weitere Untersuchungen machen lassen, die Du dann jedoch selbst bezahlen musst.
In Deiner Frauenarztpraxis werden die Befunde sorgfältig vom Praxisteam und Frauenärztinnen und -ärzten erfasst und in die richtigen Felder eingetragen.
Nein, dazu sind er bzw. sie nicht berechtigt. Der Mutterpass enthält u. a auch Daten zu Deiner Gesundheit. Keine der Informationen im Mutterpass ist vom Arbeitgeber oder der Arbeitgeberin und in Deinem Beschäftigungsverhältnis durch Blick in den Mutterpass zu kontrollieren. Du bist lediglich verpflichtet, Deinen Arbeitgeber bzw. deine Arbeitgeberin über die Schwangerschaft zu informieren. Dazu stellt Dir Deine Frauenärztin oder Dein Frauenarzt auf Wunsch ein Schwangerschaftsattest aus, in dem der voraussichtliche Entbindungstermin und die aktuelle Schwangerschaftswoche vermerkt sind.